20.2.2 Regeln in Genres
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
In Langformen und Genres funktionieren Regeln auf eine etwas andere Weise als in Spielen oder durchstrukturierten Showformaten.
Genres sind tendenziell offen für die inhaltliche Umsetzung. Zwar gibt es Handlungsformen und stilistische Klischees, die immer wieder mal auftauchen; diese sind aber nicht unbedingt handlungsbestimmend. Nehmen wir das Genre Krimi: Viele klassische Krimis im Agatha-Christie-Stil enden damit, dass sich alle verdächtigen Personen in einem Raum befinden und der Ermittler eine nach der anderen ausschließt. Aber so bekannt uns dieser Tropus erscheint, so taucht er doch in Krimis schon seit über fünfzig Jahren nicht mehr auf. Das Einzige, was alle Krimis dieser Welt vereint, ist, dass im Zentrum der Handlung ein Verbrechen steht. Western spielen irgendwann im 19. Jahrhundert im Süden und mittleren Westen der USA, man braucht ein Pferd und einen Revolver. Das war’s. Es kann darüberhinaus einen Saloon, einen Sheriff, Indianer, Goldsucher geben, aber eben nicht unbedingt. Das Weltall war in den 60er Jahren fürs Science-Fiction-Genre fast unabdingbar, heute sind Raumschiffe im Science Fiction eher die Ausnahme. Mit anderen Worten: Man enge sich bei Genres nicht allzu sehr ein. Anstatt sich auf möglichst viele Elemente von ein oder zwei Referenz-Werken zu stürzen, suche man lieber danach, welche ein oder zwei Elemente...