Report
Erschütterungen von „Felix Austria“
Österreichs Kunstproduzenten in Theater und Literatur vor dem wahrscheinlichen Regierungsantritt der rechtspopulistischen FPÖ
von Michael Hametner
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachhaltigkeit (03/2025)

Felix Austria – glückliches Österreich! Diese Wendung galt wohl auch der glücklichen Heiratspolitik Maria Theresias, die sich mit ihren Töchtern die Throne halb Europas sicherte. Claudio Magris, der Schriftsteller, sieht sie verbunden mit einem Kaisertum, das seit dem 19. Jahrhundert immer problematischer wurde und dem der Ausruf „Felix Austria!“ half, das Scheinbild von der märchenhaften Donaumonarchie am Leben zu halten. Heute spüren vermutlich nur die Sieger der Wahl vom 29. September vergangenen Jahres Lust, in den Schlachtruf „Glückliches Österreich!“ auszubrechen. Noch – jedenfalls als dieser Text verfasst wurde – laufen die Koalitionsgespräche zwischen der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei und der konservativen Volkspartei in Österreich. Zwar hatte Österreich schon zweimal die FPÖ in der Regierung, aber noch nie führte sie eine Regierung an. Eine Partei, die 1956 von einem österreichischen SS-Brigadeführer gegründet wurde und heute mit Herbert Kickl einen Obmann hat, der die Politik seiner Partei durch das Nadelöhr des Bekenntnisses zum Heimatland Österreich jagt und gegen Asylsuchende das Land zur Festung ausbauen will. Was werden diese Positionen für die Kultur- und Kunstszene Österreichs bringen? Ich habe mich in der Theaterszene und bei intellektuellen Protagonist:innen umgeschaut und umgehört für ein Situationsbild. Eines steht fest: Die Angst ist groß, demnächst von einem rechtsradikalen...