Theater der Zeit

Vorwort

von Petra Hesse und Peter W. Marx

Erschienen in: A Party for Will! – Eine Reise in das Shakespeare-Universum (03/2014)

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Dass William Shakespeare 450 Jahre alt wird, ist allemal ein Grund zum Feiern, denn er scheint mit zunehmendem Alter auch immer wieder eine neue Vitalität zu entwickeln. Längst ist er nicht mehr allein auf den Bühnen in aller Welt zu Hause – hieß doch auch schon sein Londoner Theater programmatisch „The Globe“ –, auch in Populär- und Konsumkultur, Film, Comic und Internet ist der Elisabethaner eine feste Größe. Das geringe Wissen um die historische Persönlichkeit Shakespeares scheint dabei seiner Lebendigkeit eher zuträglich zu sein – schließlich ist auch der Mythos um den Autor der berühmten Dramen selbst zu einem Teil des Shakespeare-Universums geworden.

Mit unserer „Party for Will!“ wollen wir in einer Expedition die unterschiedlichen Dimensionen des von ihm geschaffenen Denk- und Vorstellungsraums vermessen. Dabei folgen wir nicht den Pfaden einer enzyklopädischen oder chronologischen Ordnung, sondern widmen uns zentralen Fragen wie „Was ist der Mensch?“, Liebe in allen Facetten oder spüren der sprichwörtlich gewordenen „Böhmischen Küste“ nach, die wir nicht als Ausdruck mangelnder Geografiekenntnisse verstanden wissen wollen, sondern als Raum der Fantasie und der Möglichkeiten.

Eine Gruppe von Studierenden des Instituts für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln hat unter der Leitung von Benjamin Beil, Sascha Förster, Peter W. Marx und Manfred Thaller eine ganz neue Ebene der Expedition eröffnet: Mit dem Projekt „Will in Town“ bieten sie die Möglichkeit mit einem portablen, internetfähigen Gerät in der Stadt Köln den Spuren der Shakespearschen Figuren nachzujagen und dabei gleichermaßen die kölsche Sagenwelt wie die Bewohner des Shakespeare- Universums näher kennenzulernen. Das Spiel kann über www.willintown.de heruntergeladen werden.

Die Expedition in das Shakespeare-Universum ist gleichzeitig die Fortsetzung der Kooperation zwischen dem Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) und der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln, die 2012/13 so erfolgreich mit der gemeinsamen Ausstellung „Raum-Maschine Theater. Szene und Architektur“ begonnen hat. Die Theaterwissenschaftliche Sammlung, 1919 im Kontext der Wiedergründung der Universität zu Köln angelegt, ist heute eine der größten Sammlungen von Theatralia und gleichzeitig ein internationales Forschungszentrum zur Theater- und Medienkultur in aller Welt. Situiert in Schloss Wahn sind die Bestände der Theaterwissenschaftlichen Sammlung nun zum zweiten Mal in Jahresfrist im Herzen der Stadt zu sehen.

Ausstellung und Katalog wären nicht möglich ohne die vielfältige und nachdrückliche Unterstützung, die das gemeinsame Projekt von vielen Seiten erfahren hat. Hierfür möchten wir ausdrücklich danken: der Universität zu Köln; der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Theaterwissenschaftlichen Sammlung; den vielen Leihgeberinnen und Leihgebern, die es uns durch die Bereitstellung von zahlreichen Objekten ermöglicht haben, eine Spur der vielfältigen Dimensionen der Shakespeare-Rezeption aufzuzeigen; den Studierenden des Projekts „Will in Town“, die mit großem Eifer, viel Neugier und Spielfreude diese App entwickelt haben; der Oper Köln für ihre großzügige technische Unterstützung sowie allen Kolleginnen und Kollegen des MAKK und der Theaterwissenschaftlichen Sammlung für ihre engagierte und begeisterte Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank gilt hierbei Sascha Förster und Tobias Wüstenbecker für die Projektkoordination.

Wollte man die Beschaffenheit des Shakespeare- Kosmos mit einer Zentralvokabel beschreiben, so würde man wohl auf ihre ständige Wandelbarkeit verweisen. Gerade in der Veränderlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Vieldeutigkeit gründet das Potenzial der ständigen Neuentdeckung. Über den besten Umgang mit dieser Fantasiewelt befragt man vielleicht am ehesten Benedict, den schlagfertigen und liebeskranken Protagonisten aus „Viel Lärm um nichts“, dessen Antwort wohl lautete: „Die Welt muss bevölkert werden.“ (II.3) Dazu möchte „A Party for Will!“ gerne einladen.

 

Petra Hesse, Peter W. Marx
Köln, Februar 2014

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