Jetzt ist es passiert! In Mauro de Candias „Morphings“ schaut das Publikum aus den oberen Etagen eines Bürohauses senkrecht auf die Tänzer – plötzlich fällt eine Jacke hinunter. Die vermeintliche Panne ist einer von vielen Illusionstricks der Osnabrücker Spieltriebe. Schuld ist das Festivalmotto: Unter dem Schlagwort „Total real“ fragten vom 6. bis zum 9. September 2013 elf Produktionen (neun als Uraufführung) nach dem Verhältnis des Theaters zur Wirklichkeit.
Das schreit nach Störeffekten, so dass die Darsteller immer wieder Blickkontakt mit dem Publikum suchen oder vom Spielen sprechen statt zu spielen – alles, um die vermaledeite Scheinwelt der Fiktion zu zerschlagen. Im Eröffnungsstück „Das Leben der Insekten“ wird kurzerhand die Rückseite der Kulisse zur Rampe gedreht.
Wie in den vergangenen vier Ausgaben des zweijährlichen Festivals beginnt jeder Abend mit einem gemeinsamen Stück im Großen Haus, danach begibt sich das Publikum in Bussen oder zu Fuß auf fünf Routen, die weitere Produktionen in Weltkriegsbunkern, verfallenen Landgütern und Bürobauten präsentieren.
Die Dramatisierung von Viktor Pelewins Roman „Das Leben der Insekten“ verbindet die vergnügte Stimmung des Festivals mit seinem erkenntniskritischen Impetus. Die lose komponierten Episoden sind ein Höhlengleichnis im Wortsinn: Die Bühne ist ein gigantisches Erdloch, handelnde Figuren sind Ameisen, Mücken und Motten. Jedes...