21.5 Bushaltestellen-Übungen
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Manchmal bin ich erstaunt, wie wenig manche Impro-Spieler außerhalb von Proben und Workshops ihre Kunst trainieren. Gewiss, Szenen und Gruppenimprovisationen lassen sich sinnvoll nur während der Proben praktizieren. Auch für die Verfeinerung des Schauspiels braucht man immer wieder das Feedback von Kollegen oder künstlerischen Leitern.
Aber es gibt Fähigkeiten, die man auf einer Probe allenfalls anstupsen kann und die man eigentlich allein trainieren muss. Dazu gehören Singen, Reimen, Training der Vorstellungskraft, Beobachtungstraining usw. Talentierte Impro-Spieler tun vieles davon quasi nebenbei. Sie singen unter der Dusche, sie spitzen die Ohren, wenn sie ein kurioses Gespräch beim Bäcker erlauschen, sie tauchen in phantastische Welten, sobald sie mit Freunden plaudern oder mit Kindern spielen.
Ich selbst verbringe täglich fünf bis zehn Minuten an BusHaltestellen. Und während meine gestressten Mitreisenden auf ihre Smartphones starren, nutze ich die Zeit für kleine Übungen, die ich unbemerkt praktizieren kann und die ich daher BushaltestellenÜbungen nenne.
Bushaltestellen-Übungen sind kurz und unauffällig. Man kann diese kleinen Gratis-Ein-Personen-Workshops– je nach Länge – auch im Wartezimmer des Zahnarztes, beim Warten an der Einkaufsschlange oder an der Ampel machen. Manche funktionieren im Gehen. Und sie haben den großartigen Nebeneffekt, dass man sich auch ohne Smartphone oder Lektüre nicht langweilt.