Beginnt jetzt auch in Stuttgart das große Abschiednehmen? Armin Petras, der 2018 das Staatsschauspiel verlassen und wohl nicht sofort wieder eine neue Intendanz übernehmen wird, sieht sich nach starkem Start teils konfrontiert mit anschwellenden Forderungen nach Rückbesinnung auf Figurendarstellung und konsistente Geschichten. Parallelen zum allgemeinen Konservatismus der Angst? Zu Beginn seiner letzten Stuttgarter Saison plädiert Petras jedenfalls dafür, unterschiedliche Realismuskonzepte zusammenzubringen – einen Realismus im Sinne von Thomas Ostermeiers „Lesbarkeit“ und einen zu suchenden Realismus neuer Erzählformen.
Eine Art Abschied könnte auch René Polleschs nun in Stuttgart uraufgeführte Produktion gewesen sein – Titel: „Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft?“ Denn ob er hier, wo er seit „Smarthouse@ 1 + 2“ (2001) relativ oft gespielt wurde, nach Petras’ Weggang jemals wieder andocken kann, ist unklar. Begreift man Polleschs Stück-Werk als eine sich stets aus sich selbst heraus weiterspinnende Endlos-Soap, dann legt die neueste Folge wieder mal eine falsche Fährte. Denn Fußball ist – außer einer kurzen Erwähnung des Titels – nicht das Thema. Kein Ball, nirgends.
Immerhin, der neue Pollesch dauert knapp neunzig Minuten. Zudem erinnert Janina Audicks Bühne an eine Halle für Leibesübungen, und Pollesch setzt wie schon öfters ein sportliches Kollektiv ein: einen straff...