23. Alles im Eimer
Erschienen in: Eine Puppe packt aus – Dokumentarroman (07/2023)
Jonas macht sich Anfang August 1990 mit mir und dem Kasper-Mobil aus dem Staub. Er hat keine Lust mehr auf das Trauerspiel im Eimer und besucht ein Festival internationaler Straßenkünstler in einem besetzten Dorf bei Amsterdam. Hier trifft er die Gaukler-Horde wieder, die wenige Monate zuvor im Eimer gastierte.
Der Höhepunkt des Festivals findet zum August-Vollmond statt. Drei Tage nonstop Feuerspektakel, Musik, Tanz und eine Performance verrückter als die andere. Zwei Wochen später ist von den dreitausend Teilnehmern keine Spur mehr zu sehen. Jonas verweilt gleich einige Monate, wir beziehen eine improvisierte Hütte aus Holzpaletten und anderen Resten des Wohlstands. Eines Tages steht Jennifer vor seiner Behausung und will für immer bei ihm bleiben. Sie ist erst sechzehn und total verknallt von zu Hause abgehauen.
Jonas mag sie, ist aber nicht verliebt und lehnt aus moralischen Gründen einen Missbrauch der Rothaarigen kategorisch ab. Anstatt ihr das Herz richtig zu brechen, wie es sein Vater oder der Rock 'n' Roll-König getan hätten, schickt er sie umgehend wieder nach Hause und beruhigt zwei Tage später die kopflosen, sich sorgenden Eltern.
Die Armen hatten vom Reiseziel der Tochter Wind bekommen und sich sofort ins Auto gesetzt. Jennifer taucht noch eine Weile in Amsterdam...