Vorlauf in Sachen „Hamlet“ haben sie in Greifswald durchaus: 1964 inszenierte hier Adolf Dresen das Stück mit Jürgen Holtz in der Hauptrolle. Nach wenigen Vorstellungen wurde die Inszenierung abgesetzt, denn zu sehr hatte Dresen den Gedanken forciert, dass die Zeit der Politik eine andere sei als die der Kunst. Da verläuft jener Riss, in dem Hamlet, der junge Intellektuelle, vor der Macht stehend immer nur versinken kann. Enttäuschte Idealisten sind immer nur wieder neues Futter für die gefräßige Machtmaschine.
Der Anspruch hier am Theater Vorpommern ist hoch, das Unternehmen gewagt. Shakespeares „Hamlet“ und Heiner Müllers „Hamletmaschine“ als Doppelpremiere, allerdings ohne jene dramaturgische Verschränkung, in der Müller im Wendewinter 1989/90 diese Inszenierung am Deutschen Theater in Berlin herausbrachte. Der am Ende siegreiche Fortinbras wechselte im Schatten der Realgeschichte die Gestalt: von Stalin zur Deutschen Bank. Ein Stück ernüchternde Prosa über die Unspielbarkeit der Tragödie in einer Gegenwart, deren Banalität keinen Anfang und kein Ende zu kennen scheint: „Die Hähne sind geschlachtet. Der Morgen findet nicht mehr statt.“
Johann Jörg hat dem „Hamlet“ im Großen Haus in Greifswald eine bemerkenswerte Bühne gebaut: wie ein Schiffskiel mit Ausblick auf die Brandung vor uns oder auf ein mittels Meeresvideo animiertes Aquarium. Rechts und links...