Frau und Herr Abderhalden, Mapa Teatro, ihre Theatergruppe, die Sie gemeinsam mit Ihrer Schwester Elizabeth geründet haben, ist nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Europa bekannt. Sie waren mehrmals am Berliner HAU zu Gast, in Zürich, auf dem Münchner Spielart Festival, in Avignon. Wann und wie ist die Gruppe entstanden?
Rolf Abderhalden Cortés: Unsere Gruppe entstand 1984 in Paris. Anfangs hatten wir noch keinen Namen. Irgendwann jedoch fragte jemand danach. Zuerst stammelten wir irgendetwas vor uns hin, bis uns plötzlich „Mapa“ einfiel (auf Deutsch: Karte, Landkarte; Anm. d. Red.). Daraus wurde Mapa Teatro.
Heidi Abderhalden Cortés: Das war tatsächlich spontan. Es war wie eine Vorahnung. Wir wollten etwas Einfaches, Verständliches … So kam „Mapa“ unserer Intention am nächsten. Wir wollten eine Karte darstellen, aus der sich verschiedene Kunst- und Theaterrichtungen ablesen und verknüpfen lassen. Traditionelle Sujets sollten neu fokussiert, verortet, vermessen und durchwandert werden.
Die Karte als orientierendes Handlungsfeld. Eine interdisziplinär konzipierte Kartografie szenischer Künste? Das hört sich avantgardistisch an.
Adriana María Urrea Restrepo: Ja, ästhetisch, ethisch, politisch … Es sollte ein Ort der avantgardistischen Erweiterung bzw. der hermeneutischen Verknüpfung verschiedener Kunstfelder werden. Dabei war die Bestimmung des Aktionsradius, die Suche nach einem lokalen, lebensweltlich-heimatlichen Bezug wichtig, um...