Von Kreuzberg nach Istanbul und zurück
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Es begann in Kreuzberg, im Ballhaus Naunynstraße. Mit der Neubesetzung der Leitungsposition der Kreuzberger Spielstätte Ballhaus Naunynstraße wollte ich als Bürgermeisterin und zugleich Kulturstadträtin einen Neustart für das Haus mit einer Konzeption, die künstlerisch die Vielfalt und Multikulturalität des Bezirks und der Stadt Berlin widerspiegeln sollte – und es war politisch gewollt, dass die Leitung des Ballhauses mit einer Person mit Migrationshintergrund besetzt wird, was nicht auf ungeteilte Zustimmung traf. Mit ihrem Konzept des postmigrantischen Theaters übernahm Shermin Langhoff 2008 die Leitung des Hauses. Zu Beginn wurde ihre Arbeit mit einem Netzwerk von Kulturschaffenden der zweiten und dritten Migrant*innen-Generation skeptisch bis misstrauisch beäugt, da sich nur wenige etwas unter dem Begriff „postmigrantisches Theater“ vorstellen konnten. Doch bereits nach den ersten Produktionen – darunter die Geschichten der ersten, zweiten und dritten Generation oder Arbeiten der Akademie der Autodidakten, einem vorbildlichen Projekt im Bereich kulturelle Bildung – wurde das Ballhaus zu einem stadtweiten Publikumsliebling und mit dem Stück Verrücktes Blut des Regisseurs und Autors Nurkan Erpulat auch international bekannt.
2009, zum 20. Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin-Istanbul, präsentierte das Ballhaus den kulturellen Beitrag der Stadt Berlin mit dem zehntägigen Festival „beyond belonging III: Almancı!“, das an sehr unterschiedlichen, alternativen Kulturstandorten in Istanbul stattfand....