Es kann nie nur um Inhalt gehen, Inhalt existiert nicht pur
Uta Plate im Gespräch mit Judith Griese über ihre Workshops an der Schaubühne Berlin
von Judith Griese und Uta Plate
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Uta Plate, Sie sind seit 1999 Theaterpädagogin an der Schaubühne in Berlin und bieten dort zu allen Inszenierungen vierstündige vorbereitende Workshops für Schüler an. Welche Ziele verfolgen Sie in den Workshops?
Die Workshops sollen die Schüler zu „souveränen Zuschauern“ werden lassen. Dies bedeutet für mich zum einen, dass die Schüler Klarheit über das Stück und dessen Figuren gewinnen. Insbesondere aber bereite ich sie auf die theatralen Formen der jeweiligen Inszenierung vor. Die Schüler, die einen Workshop bei mir gemacht haben, können die Inszenierung während des Zuschauens besser decodieren. Das heißt a) sie verfügen über ein paar Rezeptionskenntnisse; b) sie haben die Kompetenz bezüglich des Inhaltes; und c) sie kennen die ästhetischen Besonderheiten, können mit diesen Bausteinen umgehen und dadurch den Theatergenuss wirklich erfahren, weil sie als aktive Zuschauer dabei sind.
Im Gegensatz zu Workshops, die ich an anderen Theatern bisher miterleben konnte, liegt der Fokus in Ihren vorbereitenden Workshops auf den ästhetischen Besonderheiten der jeweiligen Inszenierung. Können Sie dazu Beispiele nennen?
In den Inszenierungen von Luk Perceval gab es zum Beispiel oft ganz starke choreografische Anteile. Da standen etwa die Schauspieler in Turista verteilt auf der Bühne und auf einen Impuls hin rannten alle im Kreis bis zu einem gemeinsamen...