8.1 Achtsamkeit und Wachsamkeit
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Auf der Bühne stehen wir meistens nicht alleine. Unsere Spielpartner sagen Sätze, die wir nicht erwarten, die uns also irritieren können und sollen und auf die wir auch noch reagieren müssen. Meistens konzentrieren wir uns darüberhinaus noch auf irgendein Spiel oder ein Format, das vielleicht nicht ausformuliert ist sondern gerade entsteht, was die Angelegenheit ziemlich komplex erscheinen lässt. Das heißt: Wir brauchen unsere geistigen Kapazitäten für diesen Moment. Dieser Moment ist es nämlich, den die Zuschauer in diesem Moment erleben.
Der Moment, den du jetzt planst, wird ohnehin anders sein als du glaubst. Und wenn der Moment gekommen ist, wirst du wieder mit deinen Gedanken woanders sein, nämlich beim nächsten Plan.
Je mehr ich hier im Moment bin, umso mehr kann ich von dieser Situation aufsaugen und verwenden. Geistesabwesende oder planende Spieler wirken auch nie wirklich echt auf der Bühne. Die, die über die Reaktion des Publikums nachdenken, wirken panisch oder scheu. Die planenden Spieler wirken fahrig und neigen dazu, ihre Mitspieler zu überrollen. Und die nachdenkenden Spieler wirken lahm, abwägend und unspontan.
Wenn wir uns dem Moment hingeben, wenn es uns gelingt, ins Spiel einzutauchen und uns freizumachen von Bewertungen und Sorgen, dann wirken wir nicht nur freier, sondern...