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Traumata, Thriller und Hunger nach Glück
Der erstmals vom Schauspiel Stuttgart verliehene Europäische Dramatiker:innen- Preis geht an Wajdi Mouawad
Erschienen in: Theater der Zeit: Volksbühne Neu (11/2021)
Als er vom Preis erfuhr, dachte er: „Die haben sich geirrt!“ Nein, haben sie nicht. Bereits im Juli 2020 war klar, dass der erstmals vergebene Europäische Dramatiker:innen-Preis an Wajdi Mouawad geht. Doch erst jetzt, im Oktober 2021, konnte covidbedingt die Verleihung der Auszeichnung, vom Kunstministerium Baden-Württemberg mit 75 000 Euro gefördert, im Schauspiel Stuttgart über die Bühne gehen. Und zwar nicht nur mit preisenden Reden. Sondern als Wochenend-Festival mit Aufführungen, Audiowalks, Autorengesprächen und mehr. Neben dem Hauptpreis wurde auch der Europäische Nachwuchsdramatiker:innen-Preis, von der Stiftung SHR Holding mit 25 000 Euro dotiert, verliehen – an die britische Autorin Jasmine Lee-Jones.
Dass es diese Preise nun gibt, war ein Herzensanliegen von Burkhard C. Kosminski, dem Stuttgarter Schauspielchef, der seine Arbeit hier mit internationalen Aspekten bereichert und dies durch die Gründung eines Europa-Ensembles bekräftigt hat. Dessen Leiter Oliver Frljić, der Regisseur Simon Stephens und die Intendantin Barbara Engelhardt, die mit dem Straßburger Théâtre Maillon eine konzeptuell „europäische Bühne“ leitet, waren sich zumindest darüber einig, dass Theaterarbeit unter dem Motto „Rewriting Europe“ sich, verkürzt formuliert, viel eher mit einzelnen Menschen, auch mit gefährdeten oder inhaftierten Individuen und Gruppen in ganz Europa beschäftigen sollte als mit der wirtschaftsorientierten und brüchigen Institution EU.
Aber zunächst...