Bericht
Intendanten-(Er)Zählungen
Die Friedrich-Ebert-Stiftung legt ein Dossier zur Theaterarbeit in Ostdeutschland vor
von Michael Helbing
Erschienen in: Theater der Zeit: ¡Adelante! – Theater aus Iberoamerika (02/2024)
Unterm Strich sieht es auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht aus: In der aktuellen Spielzeit sind 15,5 Prozent der 161 Intendanten an 147 deutschen Stadt- und Staatstheatern sowie Landesbühnen in der Bundesrepublik – es gibt vereinzelt Doppelspitzen oder Kollektivmodelle – ihrer Herkunft und Sozialisation nach Ostdeutsche. Die machen insgesamt rund zwanzig Prozent der Bevölkerung aus, weshalb die Friedrich-Ebert-Stiftung, die solche Daten sichten ließ, insofern nur „eine leichte Unterrepräsentation“ in den Chefetagen der Häuser feststellt. Davon lässt sich andernorts nur träumen, in Unternehmen, Universitäten oder Bundesbehörden zum Beispiel.
Sobald man mehr ins Detail geht, differenziert sich das Bild aber beinahe erwartungsgemäß: Von 54 Intendanten im Osten stammen 21 aus dem Westen, von 107 im Westen nur sechs aus dem Osten (es gibt hier wie dort zudem immer noch jene mit „internationaler Herkunft“, auffallend häufig solche aus der Schweiz etwa). Zudem nimmt die ostdeutsche Repräsentation deutlich ab, je größer eine Stadt ist: In solchen mit mehr als einer halben Million Einwohnern gibt es fünfzig Intendanten, darunter fünf ostdeutsche. In der Theaterstadt Berlin ist Christina Schulz (Theater an der Parkaue) derart gerade ganz allein auf weiter Flur, selbst die Freie Szene eingerechnet, nachdem Franziska Werner die künstlerische Leitung der Sophiensaele...