Findlinge
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)
WIR HATTEN NICHT MIT ALLEN STÜCKEN großes Glück; aber schon wenn erreicht wurde, dass zumindest eine qualifizierte Inszenierung den Text eines der theatralen Außenseiter – oder auch Bilderstürmer – unseres Katalogs ins Licht setzte, freuten wir uns über die Bestätigung unserer Wahl. Während der gesamten vierzigjährigen Verlagstätigkeit mieden wir allerdings den Begriff Programm, das heißt das Wort für »Vorhaben, die aufgrund ihrer Komplexität über den Rahmen eines Projekts hinausgehen und erforderlich machen, dass mehrere Projekte mit hoher Abhängigkeit untereinander durchgeführt werden. […] Programme umfassen mehrere Projekte, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Das Programm sichert die projektübergreifende Steuerung und Führung der Projekte«, wie ich der Definition von professionellen Projektmanagern entnehme.
Im Sinne dieser Definition hätten wir von Programm zur Charakterisierung unserer intellektuellen Interessen und unserer Arbeit nie gesprochen. Nach unserem Programm befragt – im Klima von ‘68 wäre das nach dem damaligen kritischen Verständnis irgendetwas politisch Alternatives gewesen –, antworteten wir schnippisch: Gute Stücke. Und tatsächlich hätte man auf den ersten Blick unsere Stückansammlung eher nur als ein (»schönes«) Gemenge von Kraut und Rüben bezeichnen können. Doch im Nachhinein ist der Blick nicht mehr an die Vermittlung der Werke gebunden, das heißt an die theatrale Nutzung und eine Kategorisierung der Stücke...