Editorial
von Meike Fechner und Birte Werner
Erschienen in: ixypsilonzett: Natur als Akteur*in (05/2022)
Sprechende Bäume und singende Steine, weise Schildkröten und der Sturmwind als Ratgeber: In Mythen und Sagen aller Länder kommen sie vor, Tiere, Pflanzen und Naturphänomene, die mit auserwählten Menschen sprechen und interagieren können. Im Reich der Märchen, Fabeln und der Fantasy sprechen sie unsere Sprache, treten uns vermenschlicht, anthropomorphisiert, gegenüber. Auf der Theaterbühne agieren sie als Figuren, die uns in vielen Zügen ähnlich sind. Wir spiegeln uns in ihnen. Sind sie keine handelnden Subjekte, dann sind sie Requisiten. Eine Möhre, ein Eimer Wasser. Seelenlose Dinge – wenn sie nicht, wie im Figuren- und Objekttheater, animiert und zum Leben erweckt, zu handelnden Figuren erhoben werden. Wie aber würde eine Pflanze ‚als sie selbst‘ agieren, wenn man ihr den Raum dazu gäbe? Was macht das mit unseren Begriffen von Figur und Spannung, von Handlung und Dramaturgie?
In dieser Ausgabe von ixypsilonzett stellen wir Theaterschaffende vor, die Natur als handelndes Subjekt verstehen und ihr eine Bühne bieten. Nicht als Requisit, nicht als anthropomorphisiertes Wunderwesen, sondern ‚als sie selbst‘, als Partnerin, als Gegenüber.
Was – so haben wir uns in der Redaktion gefragt – entsteht da künstlerisch Neues im Fahrwasser der Diskussion um ökologische Nachhaltigkeit?
Interessiert hat uns auch, was sich juristisch gerade verändert:...