21.3 Wisse, was du trainierst
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Im idealen Training übt man Geist und Körper parallel. Das heißt, wir fokussieren auf das, was wir trainieren. Wenn wir zum Beispiel schauspielerische Bandbreite trainieren wollen, genügt es nicht, darauf hinzuweisen, dass wir ja im Improtheater ohnehin jedes Mal neue Figuren spielen. Training bedeutet nämlich auch, sich gezielt mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen, mit Manierismen, geistigen Unklarheiten und unbewussten körperlichen Angewohnheiten.
Wenn wir Improvisationstheater trainieren, ist es wichtig, den jeweiligen Einzel-Aspekt ins Bewusstsein zu rufen. Angenommen, wir trainieren stimmgeleitete Figuren-Erschaffung, gehen wir die verschiedenen Möglichkeit der stimmlichen Färbungen und Akzentuierungen durch und probieren, was für uns funktioniert. Wenn wir Storytelling trainieren, suchen wir uns immer einen Aspekt des Storytelling aus – Story-Anfänge, Helden-Kippen, Verknüpfungen usw. Wenn wir eine Impro-Tugend, etwa das Behaupten, trainieren, konzentrieren wir uns genau auf diese. Durch den Fokus auf den Einzel-Aspekt wird es uns immer mehr gelingen, dass das bewusste Tun zur unbewussten Gewohnheit wird.
Wenn man Autofahren lernt, scheint das zunächst eine ungeheure Aufgabe: Kupplung, Gas, Gangschaltung und Bremse? Und gleichzeitig lenken? Und gleichzeitig den Verkehr beachten? Und in den Rückspiegel schauen? Und noch die Verkehrsregeln beachten? Aber nach einer Weile hat man die Abläufe automatisiert. Sie laufen so unbewusst ab, dass man sogar dabei...