Gespräch
Was macht das Theater, Jürgen Trittin?
von Matthias Dell und Jürgen Trittin
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?
Herr Trittin, wann waren Sie zum letzten Mal im Theater?
Gestern. Zur Premiere von „Der geteilte Him- mel“ in der Berliner Schaubühne. Kurz vor Weihnachten habe ich Jürgen Kuttners Abend über 100 Jahre Volksbühne gesehen. Da durfte ich am Schluss mitspielen, obwohl ich Mitmachtheater nicht mag. Aber wenn der mich schon ausguckt, dann ist es auch blöd, Nein zu sagen.
Passiert Ihnen das häufiger?
Schauspieler ist ein schwieriger Beruf, den man richtig erlernen muss. Wenn man Laien auf die Bühne holt, steht man im Verdacht, dass man dem Publikum Leute zur Schau stellen will, über die es lachen soll. Weil sie unbeholfen sind.
Und wie ist „Der geteilte Himmel“?
Das Buch hat viele geprägt, die dramatische Umsetzung wird jetzt nicht in die Annalen neben Shakespeare und Brecht eingehen, um es mal so zu sagen. Aber mir hat der Abend gefallen, man hat da gesehen, was Schauspiel für ein Handwerk ist – gerade durch den dritten Darsteller auf der Bühne, der mal einen Arbeiter, mal einen Arzt in der Psychiatrie spielte.
Sie stehen Romanadaptionen auf der Bühne also skeptisch gegenüber?
Das ist eine Frage des Stückes. Ich habe in der Volksbühne mal „Schuld und Sühne“ gesehen. Das fand ich richtig misslungen....