Anfang dieses Jahres veröffentlichte Axel Ranisch sein Romandebüt „Nackt über Berlin“ – und nur wenige Monate später ist es in Halle an der Saale schon für die Bühne adaptiert zu sehen. Wer die Filme des Autors kennt, „Dicke Mädchen“ und „Ich fühl mich Disco“ zum Beispiel, wird den Grundton und Motive wiedererkennen: eine Mischung aus Familiengeschichte, Coming-of-Age und schwulem Coming-out im Postwendecharme. Die in Ranischs Filmen vorzufindende leicht schnoddrige Lakonie überträgt sich auch auf die Bühne. Regisseurin Henriette Hörnigk war nach eigener Aussage von dem Buch nach einer nächtlichen Lektüre völlig überzeugt. In drei Stunden wird die Geschichte der beiden jugendlichen Freunde Jannik und Tai erzählt, die eines Abends ihren besoffenen Schuldirektor aufsammeln, ihn seiner Schlüssel und Kommunikationsgeräte entledigen und in seiner Wohnung festsetzen.
Nun sind Jannik (Alexander Pensel) und Tai (Ali Aykar) keine gewöhnlichen Jugendlichen – und auch ihre Freundschaft hat etwas Außergewöhnliches. In der Schule werden sie wenig schmeichelhaft Fetti und Fidschi genannt. Jannik ist dick, schwul und hat ein außerordentliches Interesse für klassische Musik. Unser Tschaikowski, witzelt der von ihm angehimmelte Tai. Dass Schambehaarung und Gliedwuchs trotz seiner 17 Jahre nur wenig ausgeprägt sind, bekümmert ihn zwar – noch mehr aber seine Eltern, die ihn gar zur...