„Kann mal bitte jemand inszenieren, wie sich der dichte Duft im Hintergrund zerteilt?“ Performerin und Regisseurin Vanessa Stern sieht sich durch die Regieanweisungen Richard Wagners in einen durchaus nachvollziehbaren Überforderungszustand katapultiert. Die gesamte Schilderung der Eingangsszenerie des „Tannhäuser“, Schauplatz Venusberg, ist für Bühnenbild und Kostüm eine mehr als sportliche Herausforderung, adäquate Mittel für die schwülstig-schwelgerische Lustgrotten-Fantasie eines offenbar libidinös überschäumenden Komponisten zu finden. Nicht leicht.
Stern und Mitstreiterinnen Valerie Oberhof, Stephanie Petrowitz und Ines Hu versuchen entsprechend gar nicht erst, Wasserfälle und Korallenwuchs zu visualisieren, sondern hängen sich die Bühne mit Plüsch- und Karodecken voll, setzen sich als Freie-Szene-Nymphen schief-scheußliche Gebisse ein und verkehren die im Original schon wenig subtilen sexuellen Anspielungen ins Fröhlich-Explizite, Stichwort: Flöte blasen. Der Weg der Wagner-Näherung lautet hier Subversion durch Affirmation, was ein ansehnlich groteskes Satyrspiel produziert, mal abgesehen vom im Wagner-Kontext scheinbar unerlässlichen Hitler-Auftritt, hier im wahrsten Sinne mit dem Holzhammer (unter der Nase).
Das Berliner Musiktheater-Kollektiv glanz&krawall bittet auf den grünen Hügel. Der besteht auf dem Gelände der B.L.O.-Ateliers in Berlin-Lichtenberg zwar nur aus gleichfarbigen Sitzsäcken, die gechillte Atmosphäre schaffen. Aber das dreitätige „Tannhäuser“-Wagner-Spektakel trägt ja auch den Titel „Berlin is not Bayreuth“.
Zusammen mit Freie-Szene-Protagonistinnen wie Cora Frost, Das Helmi, Vanessa...