Ausland
Hymne an die Solidarität
Wie das Dialog-Festival in Wrocław trotz gestrichener Subventionen in vollem Umfang über die Bühne ging
Erschienen in: Theater der Zeit: Der Knick im Kopf – Theater und Migration (12/2017)
Das Festival Dialog in Wrocław gilt als eines der besten Europas und ist wie viele der tonangebenden Theaterinitiativen Polens durch die Politik der Regierungspartei PiS in seiner Existenz bedroht. Die regulären Zuschüsse der Stadt wurden schon im Vorfeld gekürzt (als Folge des im vorangegangenen Jahr durch den Status als europäische Kulturhauptstadt arg strapazierten Haushalts?). Das Programm war deutlich kleiner als früher, aber es war klug zusammengesetzt. Vier ausländische und drei polnische Produktionen, dazu zwei weitere (eine sehr gute und eine sehr schlechte), aus taktischen Gründen im Beiprogramm versteckt, sowie zahlreiche Diskussionen. Das Ganze unter dem Titel „Onward! But where to?“. Dieses neunte Festival war das erste ohne Krystyna Meissner, Gründerin und bis dato Leiterin von Dialog Wrocław, die es aus Altersgründen an ihren langjährigen Mitarbeiter Tomasz Kireńczuk weitergab.
Für den kam es gleich knüppeldick. Die Einladung von Stanisław Wyspiańskis „Klątwa“ („Der Fluch“) in der Inszenierung von Oliver Frljić wurde vom Kulturministerium zum Anlass genommen, den üblichen Zuschuss zum Festival zu streichen, da solcher „Schmutz“ nicht aus öffentlichen Geldern finanziert werden könne. Dabei hatte Kireńczuk mit Brecht’scher List das Gastspiel vom Teatr Powszechny aus Warschau ins Beiprogramm gesteckt und es mit Crowdfunding finanziert, um sich der Erpressung zu entziehen. Wer wagt,...