Generation X
von Suna Gürler
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Ich bin oft gefragt worden, was ich denn eigentlich sei: Theaterpädagog*in, Regisseur*in, Schauspieler*in, Autor*in? Das konnte ich nie wirklich beantworten, ich mache alles davon. Genau das war auch der Grund, weshalb mich Shermin Langhoff als fluide Theaterschaffende ans Gorki geholt hat – weil hier eben nicht in Schubladen gedacht wird, sondern die Regisseurin auch einen Jugendclub leiten kann oder die Jugendclubleiterin auch Schauspielerin ist. Ohne dass dieses Fachwissen ignoriert würde. Die Grenzen zwischen den Sparten werden durchlässig.
Ich hatte schon am jungen theater basel professionelle Inszenierungen fürs Repertoire mit Jugendlichen in den Hauptrollen gemacht, das wollte ich am Gorki fortsetzen. Im ersten Jahr habe ich am Gorki den (bereits lose bestehenden) Jugendclub Die Aktionist*innen ausgebaut und fest im Studio Я verankert. Daraus entstand die Produktion Kritische Masse – ein explizit feministisches Stück, was damals noch Mut brauchte. Einen feministischen Artikel auf Facebook zu posten, konnte einen Shitstorm heraufbeschwören. Entsprechend hatten die Spieler*innen Angst vor den Reaktionen. Aber es wurde eine großartige Erfahrung – im Prozess, auf der Bühne, bei Gastspielen auf Festivals.
Das Schöne an den Arbeiten mit Jugendclubs ist, dass sie oft ein Forschungsfeld für die Hauptbühne bieten. Ich lerne Menschen kennen, Themen kommen auf, die weitergedacht werden wollen....