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Musik: Schwebendes Klangfeld
Erschienen in: Theater der Zeit: This Girl: Die Schauspielerin Johanna Wokalek (09/2014)
Die Mikrotonalität, das heißt, die Arbeit mit Intervallen, die kleiner sind als Halbtonschritte, erlebt in der zeitgenössischen Musik mit Gérard Grisey oder Enno Poppe eine anhaltende Renaissance. Darum geht es – u. a. – bei dem Berliner Festival mikromusik, das die umtriebige Musikologin und Kuratorin Julia Gerlach ausrichtet. Es ist Teil des Berliner DAAD-Künstlerprogramms und erkundet in zehn Konzerten und Installationen „musikalische Praktiken im Mikrobereich“. Prominente Gäste sind die New Yorker Harfenistin Zeena Parkins (Ex-Leaderin der Gangster Band) und die Tokioter Schlagzeugerin Ikue Mori (früher bei der No-Wave-Combo DNA). Sie treten als elektronisch-akustisches Duo Phantom Orchard erstmals in Berlin auf. Von den angekündigten Installationen sei hier „Tablaturas espaciales“ von Osvaldo Budón (Uruguay) erwähnt, ein verräumlichtes Orchester aus 55 mikrotonal und live gespielten Gitarren, ein schwebendes Klangfeld, in dem sich Spieler und Zuhörer gleichermaßen bewegen.
Klangspuren Schwaz, das 1994 gegründete Tiroler Festival für „zeitgenössische, lebende“ Musik erprobt immer wieder mit unkonventionellen Themen und Werbemethoden neue Wege. Aufsehen erregten etwa Programmabdrucke auf 600 000 Milchpackungen und 300 000 Supermarkt-„Einkaufssackerln“. Dieses Jahr rückt der künstlerische Leiter Matthias Osterwold unter dem Thema „Nordlicht“ die Musikszenen in Norwegen, Dänemark und Island in den Blick und stellt ihnen Tiroler Ensembles gegenüber. Eine spezielle Rolle spielen volksmusikalische...