Theater der farbigen Völker
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)

Die Veranstaltungen farbiger Bühnentruppen gewinnen dadurch allgemeine Bedeutung, daß sie immer mehr ein kulturell hochwertiges Repertoire auch für Musik-, Tanz- und Revuedarstellung annehmen. Da sie alle ohne weiteres das sonst dem Theater fernstehende farbige Publikum, Mulatten, Mestizen, Kreolen usw. in steigendem Maße anziehen, so sind sie als die Vermittler guter Theaterkunst auch dort anzusprechen, wo die Leistung im einzelnen noch nicht das gewohnte Maß europäischer Darstellungen erreicht. Natürlich werden in vielen Fällen die Werke selbst oft in der Richtung bearbeitet, daß sie ihren Sinn dem farbigen Publikum drastisch zum Ausdruck bringen. Wenn aber Stücke wie Gogols ‚Der Revisor' mit Shakespeares ‚Was ihr wollt' der Weltanschauung farbiger Theaterbesucher überhaupt näher gebracht werden sollen, dann sind solche Bearbeitungen nicht zu umgehen.
Wenn man vom Theater farbiger Völker spricht, ist man versucht, zuerst an die Negertheater zu denken, wie sie in Harlem und einigen anderen Plätzen der USA bestehen. Aber es kommt uns heute vor allen Dingen auf den Nachweis der kulturellen Bedeutung der Theater farbiger Völker in solchen Gebieten an, die ursprünglich und in der Hauptsache von Farbigen bewohnt werden.
Bleiben wir zunächst in der amerikanischen Sphäre, so ist hier ein von der Regierung des Neger-Freistaates Haiti kontrolliertes ‚Staats- und Wandertheater' zu...