„Ich habe nur heulen!“ Mit ohnmächtiger Wut beschreibt die osteuropäische Pflegekraft Marta ihr Gefühl zu ihrer Situation. Ganz ohne Larmoyanz, dafür mit Inbrunst: „Ich habe nur heulen!“
1,8 Millionen Pflegebedürftige werden in Deutschland häuslich versorgt. Der demografische Wandel wird diese Zahl anwachsen lassen. Wollten Angehörige eine 24-Stunden-Betreuung mit hierzulande ausgebildetem Pflegepersonal, kostete sie das rund 10 000 Euro. Monatlich. Von einer der geschätzten 115 000 osteuropäischen Pflegerinnen bekommen sie das legal für 2000 Euro, illegal womöglich schon für 700 – immer noch 200 Euro mehr, als eine polnische Bürokraft durchschnittlich verdient. Ein Missverhältnis, dessen sich die Milieustudierenden von werkgruppe2 am Braunschweiger Staatstheater mit ihrer neuesten Produktion „Polnische Perlen“ angenommen haben.
Das niedersächsische Kollektiv, das mit dem Staatstheater von 2013 bis 2015 im Fonds Doppelpass der Bundeskulturstiftung gefördert wird, besteht im Kern aus Julia Roesler (Regie), Insa Rudolph (Musik) und Silke Merzhäuser (Dramaturgie). Seit 2009 entwickeln sie Dokumentartheater-Projekte, die auf Interviews basieren und die sie gekürzt und montiert auf deutschsprachigen Bühnen mit professionellen Schauspielern inszenieren. Bei ihrer Themenauswahl suchen sie nach solchen mit einem „hohen journalistischen Gehalt“, bisher beschäftigten sie sich u. a. mit im Ausland stationierten Bundeswehrsoldaten („Soldaten“), mit Prostituierten („Rotlicht“) oder mit Asylsuchenden („Friedland“). Ihren zunächst irgendwie reißerisch anmutenden...