Vielleicht hätte es ja ein neues Gelübde gebraucht? Zur Erinnerung: Die weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele haben ihren Ursprung im 17. Jahrhundert, als die Pest in Europa wütete. Der Schwarze Tod machte damals auch vor dem kleinen Dorf im oberbayerischen Voralpenland nicht halt. Also gelobten die Oberammergauer, regelmäßig die Leidensgeschichte Jesu auf die Bühne zu bringen, wenn denn nur das Sterben ein Ende nähme. Genau das soll eingetreten sein: keine Pesttoten mehr nach dem Versprechen. So will es die Überlieferung. Bis heute halten sich die Oberammergauer an die Abmachung und führen alle zehn Jahre die Passion auf. In diesem Jahr wäre es wieder so weit gewesen. Doch die Premiere am 16. Mai musste wegen der Corona-krise abgesagt werden. Hat Gott etwa seinen Teil des Deals vergessen und daher eine neue Pandemie geschickt?
Vielleicht brauche es einfach nur ein neues Gelübde, ließ es sich Anfang März also witzeln, als noch die Hoffnung bestand, Deutschland im Allgemeinen und Oberammergau im Besonderen könnten von Covid-19 verschont bleiben. Und sollte der Erreger doch näher rücken? Müsste man eben geloben, künftig alle fünf Jahre zu spielen. Der Spaß ist den meisten dann aber doch schnell vergangen, als sich die Lage rapide verschärfte. Die Proben liefen bereits auf...