Die Puppe als Knotenpunkt im theatralen Weltschaffen
Ausgehend vom Thema Kasper und der Handpuppe entstand aus einer Irritation über das komplexe Phänomen der Animation diese Reflexion. Florian Feisel und Meike Wagner verbinden Zweifel an dem Begriff – aus unterschiedlichen Gründen. Florian Feisel verstand sich vor seiner „Professur für Animation“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart als Spezialist im Erschaffen von Welten im Figurentheater und weniger als ausgesprochener Experte für Animation. Meike Wagner als „Professorin für Theaterwissenschaft“ wunderte sich, dass der Begriff der Animation den besonderen Eindruck, den viele Figurentheater-Inszenierungen bei ihr hinterlassen haben, nur unzureichend beschreiben konnte. Ihre Konsequenz lautete, den Fokus ganz auf experimentelle Figurenperformances zu legen, um nicht von der Animation der dramatischen Puppenfigur sprechen zu müssen. Ausgehend von diesen Irritationen entstand bei den Autor*innen das Bedürfnis, sich intensiver über einen möglichen Begriff der Animation auszutauschen. Inspiriert von ‚weird animism‘ (Jeremy Damian) bis zu ‚worlding‘ suchen Wagner und Feisel den vielschichtigen Prozess weiter auszubuchstabieren.
Wie kommt es dazu, dass wir heute Animation in erster Linie als ‚Beseelung‘ und ‚Verlebendigung‘ verstehen? Diese Frage führt uns erst einmal zu Aristoteles.
Animation, also Verlebendigung der Puppe, gilt im theatralen Akt als zentrales Darstellungsgeheimnis des Puppentheaters. So gesehen lässt sich ein enger Zusammenhang mit der aristotelischen Seelenlehre (De Anima) herstellen.
Aristoteles fragt nach der Seele im Sinne der Beseelung eines Lebewesens. Nur im Belebten ist die Seele zu erfahren, zu beobachten. Die Seele erscheint hier als Erfüllung eines lebendigen Körpers, worunter Aristoteles gleichermaßen Pflanzen, Tiere und Menschen fasst. Hier trifft er eine Unterscheidung in körperliche Materie, die ein Potenzial zur Lebendigkeit bereitstellt, und in eine ausgestaltete, durch die Seele erfüllte Form, welche die wesentliche Realisierung von Leben darstellt. Die Seele ist also eine Art Kraft, Energie, die eine Materialität ausfüllt. Es geht um ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen potenzieller Materie (Materie der Möglichkeit), beseelender Kraft und dem schließlich als beseelt Wahrgenommenen. Ohne Materie findet die Seele keine Erfüllung, ohne Seele bleibt die potenzielle Materie eine abbildende Materie, die nicht belebt ist, sondern nur die äußere Gestalt von etwas, einem Menschen, einer Pflanze, einem Tier darstellt.
Übertragen auf Puppentheater könnte die materielle Gestalt der Theaterpuppe etwa als Abbild der...
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