Was passiert, wenn Big Brother auf einmal lebt? Wenn er als Mitbewohner samt Haustier im Zimmer nebenan schläft? Wenn er einem nachgeht und Aufzeichnungen anfertigt? Für eine WG, irgendwo in Deutschland und zu irgendeiner Zeit, gerät plötzlich die Welt aus den Fugen. Denn der Alltag hätte weiterhin angenehm sein können, wären nicht Alec und sein Kater eingezogen. Die 1970 geborene und in der jüngeren Vergangenheit mehrfach für den Mülheimer Theaterpreis nominierte Autorin Felicia Zeller lässt in ihrem neuem Stück „Ich, dein großer analoger Bruder, sein verfickter Kater und du“ das Abstrakte ganz konkret werden. Und zwar beunruhigend konkret in einem geisterhaften Zeitgenossen.
Zu sehen bekommen die Zuschauer den ominösen Mitbewohner in der Uraufführung am Staatstheater Saarbrücken nicht. Wie das unerreichbare und doch in den Köpfen stets präsente Schloss in Kafkas gleichnamigen Roman wirkt Alec auf die vier Bewohner ein. Mit einem Mal stehen einfache Prozesse wie Mülltrennung wieder auf der Tagesordnung, werden in epischer Absurdität besprochen. Auch der Gang zur Toilette hat längst nichts mehr Intimes. Bevor sie die Tür zum Bad öffnen, rufen sie fortan „männlich“ oder „weiblich“. Die kleinen Veränderungen summieren sich. Fassungslosigkeit und Paranoia machen sich breit. Das mit großer Energie spielende Quartett (Barbara Behrendt, Yevgenia Korolov,...