Geschichte(n) persönlich nehmen
von Susan Kamel
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Ein Jahr: 1982, Verteufelte Zeiten am plattdeutschen Ohnsorg-Theater in Hamburg: „Nach einer wilden Sauferei lässt sich Jungbauer Heiko zu einem Versprechen hinreißen: Er werde die Frau heiraten, die als Erste seinen Stall ausmistet“ – so der Ankündigungstext des Stücks.
Ein Lied: Pass the Dutchie von Musical Youth
Ein politisches Ereignis: Der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan besucht Hosni Mubarak, der bis zum 11. Februar 2011 Ägyptens Präsident bleiben sollte.
Eine persönliche Erinnerung: Ich schreibe eine Eins in Geschichte, da es um Ägypten ging. Das Land meines Vaters, über das ich alles aufsaugte in der Schule, was mir geboten wurde. War nicht so viel. Ich stamme von Pharaonen ab.
„Wählt ein Jahr aus der Kindheit, ein Lied, ein politisches Ereignis, eine persönliche Erinnerung.“ Mit dieser Aufgabe begann Irina Szodruch, die als Dramaturgin viele Stücke der Regisseurin Yael Ronen mit entwickelt hat, einen Workshop mit Studierenden meines Masterstudiengangs Museumsmanagement und -kommunikation. Die Verwobenheiten von Geschichte(n) sind konstituierend für die Produktionen am Gorki. Das Verschweigen von Geschichte und die Konstruktion einer heilen Welt ist die Basis des Ohnsorg-Theaters in Hamburg – das einzige Theater, das ich aus meiner Kindheit kannte. Meine Mutter liebte das Ohnsorg-Theater und den deutschen Schlager, mein...