Vierte Welt
Erschienen in: Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin (04/2021)
Die Spielstätte Vierte Welt hat sich 2010 aus einem Theaterprojekt der Kompagnie Lubricat heraus im Stadtteil Kreuzberg entwickelt. Angezogen vom urbanen Flair des öffentlichen Raums rund um das Kottbusser Tor hatte die Kompagnie unter der Leitung von Dirk Cieslak – seit 1989 als freier Regisseur tätig und Mitbegründer der Sophiensæle – einen Gewerberaum auf der Galerie des Zentrums Kreuzberg gefunden, der ursprünglich als Arztpraxis gedient hatte, dann als türkisches Kulturzentrum. Fast ikonisch steht der Gebäudekomplex im Stil der Moderne, der seit dem Jahr 2000 Zentrum Kreuzberg genannt wird und mit 367 Wohnungen auf 12 Etagen plus Gewerbeeinheiten die Adalbertstraße überbrückt, für die radikalen städtebaulichen Strukturmaßnahmen, mit denen die Berliner Verwaltung ab 1963 das sogenannte „Erste Stadterneuerungsprogramm West-Berlins“ vorantrieb. Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg führten hier und im umliegenden Kiez dazu, dass fast die gesamte Vorkriegsbebauung nach 1950 – nach rigorosen Entmietungsmethoden und teilweise unter massivem Protest der Bevölkerung – abgerissen wurde. Zwischen 1969 und 1974 von den Architekten Wolfgang Jokisch und Johannes Uhl erbaut, wurde das Gebäude am U-Bahnhof Kottbusser Tor zum Symbol des städtebaulichen Kahlschlags, dem ab Ende der 1970er Jahre eine wachsende Hausbesetzer:innenszene Widerstand leistete. Von drei Seiten umschlossen von der Berliner Mauer, entwickelte sich das Quartier...