Gespräch
Was macht das Theater, Alejandro Quintana?
von Elisabeth Maier und Alejandro Quintana
Erschienen in: Theater der Zeit: Peter Kurth: Die Verwandlung (09/2016)
Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?
Alejandro Quintana, Sie hören nach neun Jahren als Schauspieldirektor bzw. Chefregisseur am Theater Heilbronn auf – als freier Regisseur werden Sie weiter tätig sein. Was reizt Sie an dieser schwäbischen Stadt, in der Menschen aus 140 Nationen leben?
Als ich zum ersten Mal in Heilbronn war, hat mich beeindruckt, dass da so viele Menschen aus anderen Kulturen leben. Das sieht man schon, wenn man durch die Straßen schlendert. Da ich selbst aus Chile komme, habe ich mich da sofort zu Hause gefühlt. Und doch habe ich gemerkt, dass wir als Theatermacher eine ganz große Aufgabe vor uns haben. Das Gesicht der Stadt spiegelt sich noch nicht so in den Zuschauerreihen, wie wir uns das wünschen. Vieles haben wir versucht, aber das bleibt ein langer Prozess. Es gibt etliche Menschen, die in ihren Heimatländern noch nie Theater gesehen haben. Deshalb muss man sie langsam an unsere Art des Inszenierens heranführen. Unter anderem haben wir mit einer türkischen Schauspielgruppe gearbeitet. Theater muss man heute aus einer internationalen Perspektive denken. Wenn wir andere Kulturen nicht einbeziehen, wird es nicht funktionieren.
Sie selbst sind 1973 nach dem Putsch gegen Allende aus Chile nach Rostock gekommen, haben dort mit anderen Künstlern eine Gruppe gegründet, das...