Gespräch
Workshop: Aktivismus und Theater
Carolin Wirth im Gespräch mit Johannes Hebsacker
von Carolin Wirth und Johannes Hebsacker
Erschienen in: Learning for the Future – Zukunftskonferenz für die Darstellenden Künste (04/2024)
Johannes Hebsacker Du hast während der Zukunftskonferenz an einem Workshop von Jesaja Song-Gil Rüschenschmidt und Lea Würtenberger zu künstlerischen Strategien im Aktivismus teilgenommen. Was genau habt ihr gemacht?
Carolin Wirth Anfangs haben wir Themen gesammelt, die die Stadt München bewegen könnten. In kleineren Gruppen ging es dann darum, einzelne aktivistische Aktionen zu entwerfen und zu planen. Die Gruppe, in der ich war, hat sich mit Mietpreisen und Mieterhöhungen auseinandergesetzt. Wir haben uns überlegt, mit einem Sinfonieorchester in ruhige und wohlhabende Wohngegenden zu gehen und dort regelmäßig für Lärmbelästigung zu sorgen. Wir haben uns vorgestellt, damit den monetären Wert des dortigen Wohnraums senken zu können. Und ein bisschen wollten wir die Anwohner:innen auch mit ihrer eigenen Versnobtheit bombardieren.
Ziel des Workshops war aber gar nicht in erster Linie, solche Aktionen künstlerisch zu entwerfen, sondern sie zumindest fiktiv detailliert zu planen. Woher kommt das Geld für die Aktion? Wer spielt in diesem Orchester? Zu welchen Zeiten spielt es dort? Womit müssen wir uns während der Aktion auseinandersetzen? Mit dem Ordnungsamt? Mit wütenden Anwohner:innen, die sich vielleicht beschweren? Wollen wir uns weitere Aktionen ausdenken, damit die Polizei unser Vorhaben nicht auf halber Strecke stoppt? Und, ganz wichtig: Wie kann man die eigene Botschaft...