13. Die Flugblätter von Gethsemane
Erschienen in: Eine Puppe packt aus – Dokumentarroman (07/2023)
Jonas fällt eines Tages auf der Straße eine Kiste vor die Füße. Ein Karton, der im wahrsten Sinne des Wortes von einem LKW gefallen sein muss. Dieser Ausdruck wird weltweit für Dinge verwendet, die illegal verschwinden. In der DDR sind Materialien aller Art nützliche Tauschobjekte, sie werden von den Besitzern, also dem Volke, als sozialistisch umgelagertes Volkseigentum behandelt. In Baubetrieben fallen ganze Paletten mit Steinen oder Zement vom Hänger, im Bereich Feinkostwaren gibt es überdurchschnittlich viele Pannen. Kleine Betrügereien, bei denen der Gabelstaplerfahrer scheinbar etwas rammt. Büchsen mit Ananas und Pfirsichhälften oder Schnapsflaschen werden als angeblich beim Transport verbeult und zersplittert abgeschrieben und verhökert.
Der Inhalt der Kiste, die Jonas findet, ist für den Normalbürger dermaßen uninteressant, dass man nur vermuten kann, dass sie durch echte Schusselei aus dem Gleichgewicht kam und den freien Fall auf den Rinnstein suchte. Der relativ kleine Pappkarton ist bis zum Anschlag gefüllt mit Bieretiketten. Wozu kann man die gebrauchen ohne Bier und Flaschen?
Jonas weiß es noch nicht, findet aber die Menge von ca. tausend gleichen, einseitig bedruckten Zettelchen bemerkenswert und schleppt die Beute in seine Wohnung. Er steckt fortan einen Packen in seine Umhängetasche und nutzt sie für Notizen, zum Malen und zum...