17.3 Eleganz
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Wenn Improtheater als Kunst ohne einen Schuss Dilettantismus kaum überleben kann, ist dann Eleganz überhaupt möglich? In der Improvisation werden wir schließlich nicht nur mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten und Fehlern konfrontiert, sondern auch mit denen der Mitspieler. Es gibt Missverständnisse, Unkenntnisse, unvollkommenes Schauspiel, zu lange Szenen, unrunde Storys, zerlöcherte Shows.
Irritationen werden wir im Improtheater nicht vermeiden können. Die Frage, ob wir elegant improvisieren können oder nicht, beantwortet sich dadurch, wie wir mit diesen Irritationen umgehen. Wenn wir uns angestrengt mühen und versuchen, es „richtig“ zu machen, einem Ideal hinterherjagen, das wir doch nie erreichen werden, da es immer wieder von einem anderen Ideal abgelöst wird, dann wirkt unser Spiel mühsam, dann verliert es gleichsam das Spielerische.
Wenn die Spieler anfangen nachzudenken, was sie als nächstes sagen könnten, fehlt Eleganz. Wenn sie auf die Bühne stürmen, um schnell ihre Idee an den Mann zu bringen, fehlt Eleganz. Wenn sie ihre Figur überzeichnen, um einen schnellen Gag loszuwerden, fehlt Eleganz.
Um unser Spiel elegant werden zu lassen, brauchen wir zunächst einmal innere Ruhe. Wir brauchen Ruhe, um in unsere Figuren einzutauchen. Wir brauchen Ruhe, um den Beat unserer Szenen zu erspüren.97 Erst die innere Ruhe erlaubt es uns, rasch zu...