4.8 Akzeptiere das Leben
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Manche Impro-Spieler strahlen eine Aura aus, als hätten sie vom Kelch der Weisheit getrunken. Sie sind in der Lage, die Lehren, die man aus der Praxis des Improtheaters zieht, auf das Leben zu übertragen. Und die wichtigste Lehre ist für viele eben das Akzeptieren. Die Welt ist nicht perfekt. Manches können wir feiern, manches müssen wir hinnehmen, und gegen manches sollte man sich zur Wehr setzen. Entscheidend ist, zu erkennen, welches „Spiel“ gerade zu spielen ist – die Feier, das Hinnehmen oder das Kämpfen – und damit nicht zu hadern.
In diesem Sinne bedeutet Akzeptieren vor allem, die Situation so zu nehmen, wie sie ist. Im kleinen Maßstab heißt das: Jammere nicht über den Regen, sondern zieh dir den Regenmantel an. Im großen Maßstab kann das bedeuten: Zürne nicht über politische Zustände, sondern verhalte dich in ihnen – entweder engagiere dich oder entscheide dich, mit der neuen Situation klarzukommen.
Als beim kleinen Sohn der Impro-Spieler Christiane und Deniz Döhler frühkindlicher Autismus diagnostiziert wurde, waren die beiden, wie wohl die meisten Eltern in einer ähnlichen Situation zunächst sehr bedrückt. Sie fanden schließlich nach einiger Recherche einen akzeptierenden Ansatz, der das Kind mit all seinen Charakteristika annimmt und auf es eingeht.35...