Dieser Macbeth kennt keine Zweifel, kein Zaudern. Er ist eine dämonische Kampfmaschine, die sich, getrieben von der Gier nach Macht, hemmungslos empormordet. Dieser Macbeth braucht eigentlich keine Lady Macbeth an seiner Seite, die ihn antreibt. Aber er hat eine. Oder besser einen, denn Lady Macbeth ist auf der Bühne des Theaters Neumarkt ein Mann. Und der schottische Feldherr im folgerichtigen Umkehrschluss eine Frau.
Zumindest wird Macbeth von einer Frau gespielt. Janet Rothe hat in der Titelrolle indes jegliche Attribute ihrer Weiblichkeit abgelegt. Zu erleben ist ein geschlechtsloses Monstrum in drahtiger Menschengestalt, Haut und Kleider mit Dreck beschmiert und die Hände bereits von Beginn an blutüberströmt. Zwischen den Stockzähnen klafft eine Zahnlücke, die zusammen mit den schwarz umrandeten Augen eine Horrorfratze offenbart, die an den Vampir Nosferatu oder an einen Kampfhund erinnert. Nur dass dieser hier nicht zubeißt, sondern mit dem Dolch dafür sorgt, dass das Blut nur so rumspritzt. Dieser blutrünstige Kampfhund gehört wie auch die anderen Freaks, die in diesem Kammerspiel des Gemetzels auftreten, hinter Gitter. So ist es denn auch. Die Bühne, die auf zwei Seiten von den Zuschauertribünen gesäumt wird, ist ein Raubtierkäfig wie auf dem Jahrmarkt oder im Zirkus.
Und im Hintergrund bestätigen durch den düsteren...