»FAIR-E Demain« – in autodidaktischer Praxis
Die kritischen Institutionen von morgen erschaffen
von Collectif FAIR-E
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Muss ein Kunstwerk wirklich unbedingt von einer*m Künstler*in mit professioneller Ausbildung geschaffen werden? Aus Akademiker- und Künstler-Kreisen kommend? Ist es die Schule, die uns lehrt, Künstler*in zu sein? Gibt es eine Art Künstlergenie? Oder wird das Genie aus dem Autodidaktischen geboren? Hier liegt unser Experimentierfeld. Denn der Tanz, der uns antreibt – genau wie die »Art Brut«1 – ist aus dem Autodidaktentum entstanden und trägt eine universelle Ebene in sich, die unsere Werte nährt. Diese universelle Ebene ermöglicht es uns, Überschneidungen und Dialoge mit anderen ästhetischen Formen zu produzieren und mit der Realität in Kontakt zu sein. Im Augenblick, in der Geste, im Körper, in seinem politischen und historischen Aktivismus lebt der Tanz, der uns durchdringt, mit dem Publikum. Er ist ein Echo, ein Grundrauschen dessen, was die »Art Brut« ausmacht: ein Ausgestoßener der zeitgenössischen Konzeptkunst, deren fast wissenschaftliche Produktionsabläufe jede Leidenschaft und jedes Gefühl abspalten.
Wir verteidigen vor allem den Reichtum der Vielfalt. Eine Vielfalt, die aus Notwendigkeit entstanden ist, aus der Integrität und Aufrichtigkeit autodidaktischer, ungeplanter und verzweigter Gesten, die Rand und Zentrum in ein Spannungsverhältnis setzen; eine Vielfalt, die neue künstlerische Sprachen und neue Bedeutungen entstehen lässt. Dieser Ansatz, der Raum für Zweifel, Ineffizienz, Behutsames und...