BioHistorioGraphie in andcompany&Co.s little red (play): ‘herstory’ oder: Was Lebensgeschichten über Vergangenheit, Gegenwart und Geschichtsnarrative in Deutschland erzählen1
Erzählungen über das Leben anderer Menschen können als „kulturelle Universalie“2 gelten, sind sie doch seit jeher in nahezu allen Kulturen vorzufinden. Klassischerweise anhand der Lebensereignisse und -stationen einer berühmten Person geben Biographien dem Rezipienten nicht nur mannigfaltige Anregungen zur Identitätskonstruktion und zeigen Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben auf, sondern sie bieten auch Einblicke in vergangene Zeiten und historische Epochen.
Ob als Spielfilm oder Dokumentation, als Nachruf in Zeitungen oder im Internet und nicht zuletzt in der wohl verbreitetsten Form als Buch – die anhaltende Präsenz der Biographie zeigt sich gegenwärtig in einer Vielzahl von medialen Repräsentationen. Dem großen Interesse an biographischer Narration vermag sich auch Theater nicht zu entziehen. Sieht man einmal von den Dramen über historische Größen wie beispielsweise Shakespeares Richard III, Schillers Wallenstein oder Goethes Torquato Tasso ab, die als sogenannte Weltliteratur zu Klassikern der Theaterpraxis avancierten, ist in jüngerer Zeit im deutschsprachigen Theater der Trend zu beobachten, mit biographischen Erzählungen Einsichten in die jüngste (deutsch-deutsche) Zeitgeschichte zu gewähren. Die Performance little red (play): ‘herstory’ des Theaterkollektivs andcompany&Co. erzählt so beispielsweise von den historischen Ereignissen des „kurzen...