Chronik
von Teresa Grenzmann
Erschienen in: Passionsspiele Oberammergau 2022 (05/2022)
Theater auf dem Friedhof – die Anfänge des Spiels (1633–1750)
Die Geschichte des Oberammergauer Passionstheaters beginnt 1633, inmitten des Dreißigjährigen Krieges. Mit Eintritt des Schwedenkönigs Gustav Adolf haben sich die Gefechte im März 1632 nach Süddeutschland verlagert, die bayerische Armee kämpft nun im eigenen Land. Augsburg, Landsberg, München sind besetzt, bevor die schwedischen Soldaten im Juni ins Gebirge vordringen. In seiner „Geschichte des Dorfes Oberammergau“ wird Pfarrer Joseph Alois Daisenberger 1850 beschreiben, wie diese „plünderten, brandschatzten, viele Häuser und Ortschaften niederbrannten und die Bewohner unmenschlich quälten, auch viele mit grausamer Mordlust tödteten“. Noch eine weitere Lebensgefahr bedroht 1632 große Teile des Landes: Das „wilde Kopfweh“ rafft seine Bewohner dahin – die Pest vollführt ihr wütendes Werk. „In der Pfarrei Kohlgrub sind die Leut dermassen ausgestorben, daß nur 2 Paar Ehevolk anzutreffen gewesen“, so Daisenberger. Oberammergau jedoch ist „durch fleißiges Wachehalten“ verschont geblieben – bis Kaspar Schisler zum herbstlichen Kirchweihfest am 28. September nach Hause kommt. Die Sehnsucht des Eschenloher Tagelöhners, Frau und Kinder wiederzusehen, bringt in den folgenden 13 Monaten 84 Menschen in Schislers Heimatdorf den „Schwarzen Tod“. So will es die Legende. Ein Mann namens Kaspar Schisler allerdings ist in den Oberammergauer Sterbebüchern gar nicht aufgeführt. Wer auch immer...