Auftritt
Nibelungenfestspiele Worms: Gemetzel um Etzel
„Der Diplomat“ von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel – Regie von Roger Vontobel, Bühne Palle Steen Christensen, Kostüm Tina Kloempken, Video Jonas Dahl, Clemens Walter, Musik Keith O’Brien, Matthias Herrmann, Live-Kamera: Kate Ledina, Máté Bredán, Live-Musik Jan-Sebastian Weichsel, Keith O’Brien, Manuel Loos, Matthias Herrmann, Sebastian Lötscher
von Anne Fritsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Konflikt Kunstfreiheit – Politische Antike „Die Orestie“ in Epidauros (09/2024)
Assoziationen: Theaterkritiken Rheinland-Pfalz Dossier: Festivals Roger Vontobel Aniol Kirberg
Im vergangenen Jahr wagten die Nibelungenfestspiele in Worms einen feministischen Aufschlag: Regisseurin Pınar Karabulut und ihr weibliches Team trieben der männerlastigen Saga alle Machismen aus, brachen mit überkommenen Rollenzuschreibungen und dekonstruierten das eigens geschriebene Stück „Brynhild“ von Maria Milisavljević gleich mit. Was übrig blieb, war eine wilde, bunte und laute Show, bei der es zwar einiges zu sehen gab, die Handlung aber weitgehend auf der Strecke blieb. Das Publikum war, das klingt noch ein Jahr später nach, not amused. „Schlimmer als letztes Jahr kann es kaum werden“ – dieser Satz ist mehr als einmal zu hören bei der Premierenfeier, die hier traditionell schon vor der Aufführung beginnt.
Intendant Nico Hofmann ist in diesem Jahr zurückgerudert und hat ein bewährtes männliches Team engagiert: Regisseur Roger Vontobel, der die Inszenierung bereits 2018 und 2022 übernahm, inszenierte „Der Diplomat“ vom eingespielten Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Die Frage ist eine aktuelle: Können Worte Kriege beenden? Die Bühne gestaltete Palle Steen Christensen, die Kostüme Tina Kloempken.
Das Stück setzt nach der Ermordung Siegfrieds ein, als am Hof der Burgunder alles bestimmt ist von Trauer und einer gewissen Ratlosigkeit. Zentral aufgebahrt vor dem Wormser Dom liegt der einstige Held und Drachentöter, der ein Machtvakuum...
