Alternative(s) Sichten
Ambiguitäten des Alter(n)s am Beispiel von x-mal Mensch Stuhl
von Alexandra Kolb
Erschienen in: Recherchen 162: WAR SCHÖN. KANN WEG … – Alter(n) in der Darstellenden Kunst (11/2022)
Dieses Buch beginnt mit dem Kapitel Die Un/Sichtbarkeit von Alter in der Kunst. Wie also wird der alternde Körper diskutiert, dargestellt und choreografiert? Was ist sichtbar und was fehlt in der Darstellung des Alters in der Darstellenden Kunst? In diesem einleitenden Kapitel geht es um die Verortung und Sichtung alternder Körper. Obwohl der Schwerpunkt auf der Performance liegt, insbesondere auf Angie Hiesls Performance-Installation x-mal Mensch Stuhl, ist es wichtig, das umfassendere soziale Phänomen zu betrachten, bei dem der Prozess des Alterns zu einer Unsichtbarmachung älterer Menschen führt. Wie Menezes et al., neben anderen Autoren, schreiben: »Many older adults reported that becoming older had rendered them invisible to other community members, adopting separate, parallel lives with little day-to-day recognition when moving around public spaces.«1 Dieser Mangel an Anerkennung spiegelt sich auch in ihrer Abwesenheit in der kulturellen Bildsprache wider.
Fragen der Ausgrenzung sind eng mit der Körperlichkeit verbunden, denn wie der Gesundheitswissenschaftler Christopher Faircloth in seinem Buch Aging Bodies: Images and Everyday Experience feststellt, ist es der physische Körper, der «visibly marks us as ageing«.2 Doch wie Miriam Haller und Susanne Martin im nächsten Artikel treffend feststellen, werden die körperlichen Realitäten des Alters oft hinter Statistiken und...