VII. Kindermusiktheater in der sozialen Institution: Das Kinderopernhaus Lichtenberg
von Joscha Schaback
Erschienen in: Recherchen 158: Kindermusiktheater in Deutschland – Kulturpolitische Rahmenbedingungen und künstlerische Produktion (01/2021)
Mit dem Kinderopernhaus Lichtenberg, als letztem der vier Beispiele, richtet sich der Blick auf eine Institution, die sich auf Partizipation spezialisiert hat. Diese Ausrichtung unterscheidet sie maßgeblich von allen anderen hier vorgestellten Theatern. Partizipation gehört zwar im Staatstheater Karlsruhe und vor allem in der Jungen Oper Stuttgart zu einem integralen Bestandteil, doch soll im folgenden Kapitel herausgearbeitet werden, wie anders die Rahmenbedingungen sind, wenn sich eine Institution auf Teilnahme konzentriert. Das Kinderopernhaus ist im Untersuchungszeitraum ähnlich wie die integrierte Abteilung in Karlsruhe in einer Aufbauphase. Gerade die Suchbewegungen machen das frühe Stadium aber als Forschungsgegenstand interessant. Sie zeigen die bundesweit erste Institution, die soziopädagogische Ressourcen auf nachhaltige Weise mit Musiktheater verbindet. In der Inszenierungsanalyse von L’Étoile am Schluss des Kapitels geht es um die Frage, wie ein soziopädagogischer Theaterbegriff das künstlerische Ergebnis prägt – aber auch darum, wie sich das Kunstwerk »verselbstständigt«.
1.Personal: Spezialisierung auf Partizipation
Das Kinderopernhaus Lichtenberg wird 2009 von Regina Lux-Hahn in Zusammenarbeit mit dem Berliner Caritasverband für das Erzbistum Berlin und der Staatsoper Unter den Linden ins Leben gerufen. Das erste Kinderopernprojekt Sternzeit F A S kommt im Herbst 2010 mit zwei Vorstellungen auf der Probebühne der Staatsoper heraus.184 Das Kinderopernhaus realisiert seither jedes Jahr...