Mrożek war der letzte polnische Name, den ich beim Verlassen meiner Warschauer Altstadtwohnung am frühen Morgen des 19. April 1966 hörte. Ich wusste damals nicht, dass ich nie mehr zurückkehren würde. Mein stotternder Hausmeister hatte mich im Flur aufgehalten: „Die In-in-in-ge-nieure haben bei Mro-mro-żek eingebrochen!“ Die Bewunderung eines in die Stadt versetzten Bauern für das technische Können der Diebe war nicht zu überhören.
Wand an Wand hatte ich in einer Mansarde mit Sławomir Mrożek gewohnt, in einer architektonischen Installation für Privilegierte. Zwei Jahre später wurde Mrożek zum Emigranten, aus demselben Grunde wie ich: dem Erdrosseln des Prager Frühlings durch sowjetische Panzer. Wir bewegten uns auf einer Doppelhelix-Rampe der Zeit, ohne es zu wissen.
Mrożek war ein seltenes Multitalent, ein origineller Cartoonist, ein Satiriker und Humorist, ein Kurzgeschichten- und Novellenschreiber, ein Stücke- und Einakter-Entwerfer, ein Memoirenverfasser. In jedem Genre war er sehr profiliert. Neben Geniestreichen gab es auch Misslungenes. Doch: De mortuis nil nisi bene – wir wollen uns an seine Meisterwerke erinnern.
Sein frühestes Meisterstück ist wohl der illustrierte Band „Der Elefant“ (1957), in dem eine belagerte Stadt als Modell für eine vereinheitlichende immanente Systemkritik dient (siehe Kalter Krieg, Stalinismus). Sein großer Wurf ist dabei die darauffolgende Anwendung seiner satirischen...