Magazin
Der eigensinnige König
Zum Tod des niederländischen Schauspielers Jeroen Willems
Erschienen in: Theater der Zeit: Birgit Minichmayr – Ich bin es und bin es nicht (01/2013)
Jeroen Willems ist wahrscheinlich der beeindruckendste Schauspieler, den ich je auf einer Theaterbühne gesehen habe. Wer einmal „Zwei Stimmen“ (Regie Johan Simons) gesehen hat, ein Solo nach Texten von Pasolini, das 1997 in der Toneelschuur in Haarlem (Niederlande) Premiere hatte, weiß, was das heißt. Diese Inszenierung lief 15 Jahre lang um die ganze Welt, ohne zu altern: „An einer abgegessenen Dinner-Tafel mit weißem Tischtuch sitzt einsam ein Mann im Smoking, der Rest der Tischgesellschaft scheint sich schon verabschiedet zu haben. Von einem auf den nächsten Stuhl wechselnd, portraitiert der wunderbare Jeroen Willems fünf Machthaber aus der heutigen Zeit: einen Intellektuellen, einen Unternehmer, einen kriminellen Topmanager, einen Kleriker und den Vorstandsvorsitzenden eines Großkonzerns.“ (Ankündigungstext „Zwei Stimmen“, Münchner Kammerspiele 2012)
Ich kannte niemanden sonst, der so viel Angst davor hatte, auf die Bühne zu gehen, der sich schon Stunden vorher mit Dingen gequält hat, die kein Mensch aussprechen kann. Allen seinen Auftritten konnte man diese Angst anmerken und dabei zuschauen, wie sie sich allmählich in Kraft und Präsenz, Konzentration und Schönheit verwandelt hat.
Jeroen Willems ist gerade mal 50 Jahre alt geworden. Er ist am 3. Dezember 2012 während einer Probe für die 125-Jahr-Feier des königlichen Carré-Theaters in Amsterdam zusammengebrochen und konnte...