15.2 Eins werden
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Eine der einfachsten und grundlegenden Improvisations-Übungen, um leicht in den Flow zu kommen, ist das Spiegeln.
Zwei Spieler stehen sich gegenüber. Einer führt, der andere spiegelt sämtliche Bewegungen. Der führende Spieler ist dafür verantwortlich, dass sein Partner folgen kann. Wenn beide Spieler im Fluss sind, tauschen Führer und Folgender die Rollen, ohne in der Bewegung innezuhalten. Die Rollen werden in immer kürzeren Abständen gewechselt, bis schließlich keiner der Beiden mehr führt. Sie folgen beide der Bewegungsenergie, die schon da ist. Im Idealfall entsteht ein Flow, in dem man das Gefühl hat, ein Spiel nur noch zu erfüllen. Jegliche Ambition ist ausgeschaltet. Ebenso die Bewertungen. Die Spieler gehen auf im gemeinsamen Tun.
Wenn es uns gelingt, den inneren Zensor auszuschalten, den Zwang des Erfindens hinter uns zu lassen und in den Prozess des Improvisierens zu gleiten, dann entsteht ein Gefühl des leichten Dahinfließens. Wir werden eins mit unserer Improvisation, die externen Regeln verschwinden. Wir empfinden eine innere Logik des Spielens. Auf deinen Satz antworte ich und du auf meinen. Auf meine Handlung reagierst du und ich auf deine. Wir treiben das Drama/die Komödie/die Szene weiter, und bringen sie organisch zu einem Ende. Die Leichtigkeit erfasst die Mitspieler, den Musiker,...