Magazin
Der Sprung mitten hinein
Zum Tode des Merve-Verlegers Peter Gente
von Wolfgang Storch
Erschienen in: Theater der Zeit: Auftreten und leuchten – Gisela Höhne und das Theater RambaZamba (04/2014)
Peter Gente, 1936 in Halberstadt geboren, hatte 1970, herausgefordert durch den Pariser Mai 1968, in seinem Ungenügen an der Diskussion in Berlin mit seiner Frau Merve Lowien und Freunden den Merve Verlag gegründet, um die Erfahrungen französischer und italienischer Marxisten einzubringen. Das Programm: IMD – Internationale Marxistische Diskussion, Taschenbücher im Schulheftformat. 1975 kam die 25-jährige Heidi Paris und präsentierte, was in Paris Foucault, Deleuze, Guattari, Irigaray schrieben. Das Verlagskollektiv las den „Anti- Ödipus“ und löste sich auf; Peter Gente und Heidi Paris leiteten den Verlag nun allein.
1977 erschien „Rhizom“ von Deleuze/Guattari als Nr. 67: „Das Buch ist kein Wurzel-Baum, sondern Teil eines Rhizoms, Plateau eines Rhizoms für den Leser, zu dem es passt“, heißt es darin. Ein freies, erfahrungshungriges Denken brach sich Bahn. 15 000 Exemplare wurden verkauft. Nr. 68: „Der Faden ist gerissen“ von Deleuze und Foucault – im kleineren Format, 17 x 12 cm, zwischen Schulheft und Reclam auf kräftigem Papier, und IMD hieß nun Internationaler Merve Diskurs –, ein anderes 68 begann. Über das, was der „deutsche Herbst“ 1977 bewirkt hatte – Desorientierung und Rückzug –, führten Gente und Paris hinaus. Ohne Hegel, Marx, Freud. Alles war Anfang und ein Sprung mitten hinein. Kein Vorwort, kein...