Theater der Zeit

Magazin

Auf unbequemem Stuhl

Das Zürcher Theater Neumarkt feiert sein 50-jähriges Bestehen

von Jean Grädel

Erschienen in: Theater der Zeit: Bruder Karamasow – Frank Castorf über Russland (02/2016)

Assoziationen: Theater Neumarkt

Denk ich an das Theater Neumarkt, so denke ich an den für mich wegweisenden Rat von Leopold Lindtberg, bei dem ich Regieassistent war: „Bewerben Sie sich doch am Theater am Neumarkt, das hat gerade angefangen und passt doch besser zu Ihnen als das Schau- spielhaus.“ Am 12. Januar 1966 wurde es eröffnet mit Václav Havels „Das Gartenfest“ als Theater mit fester künstlerischer Direktion und war somit der Grundstein für das Theater in seiner heutigen Form. Der erste Direktor Felix Rellstab leitete die Bühne bis 1971. Er engagierte mich für vier Jahre als Regieassistent und eröffnete mir damit die mir bislang unbekannte Welt des modernen Theaters.

Rellstabs inhaltliche Richtung ließe sich zusammenfassen: „Wir spielen durchwegs aktuelle und aktuelle Probleme verarbeitende Stücke – im bewussten Gegensatz zum Schauspielhaus.“ Oder: „Politik im Theater findet nur als Thema, als Material statt. – Wir bauen auf die Werke jener, die mit der Bühne für die Bühne dichten.“ Mehrheitlich waren das Werke in der Schweiz noch wenig bekannter Autoren: James Saunders, Harold Pinter, Samuel Beckett, Eugène Ionesco, Edward Bond, Joe Orton, H.C. Artmann, Wolfgang Bauer, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Witold Gombrowicz, Sławomir Mrozek, Stanisław Witkiewicz, Václav Havel, Ivan Klíma, Ladislav Smocek u.a. Oft waren es schweizerische...

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