Theater der Zeit

Theater der Zeit 2/2016

Bruder Karamasow

Frank Castorf über Russland

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Editorial

Als der russische Radikalkünstler Pjotr Pawlenski am 9. November 2015 von Moskauer Polizeibeamten abgeführt wurde, dachten viele: Das war’s. Anzeige wegen „Vandalismus – motiviert durch politischen und ideologischen Hass“. Das kann in Russland schnell mal drei Jahre Haft bedeuten. Für Pawlenski indes fing die Kunstaktion damit gerade erst an. Er wolle, hieß es, mit dem Brand, den er vor der Tür des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gelegt hatte, und der darauf folgenden Verhaftung gegen die Willkür und Unterdrückung durch den Putin-Staat protestieren. „Freiheit“, wie die Aktion hieß, war bereits seine sechste große Intervention. Zuvor nähte er sich unter anderem die Lippen zu, nagelte seinen Hodensack auf dem Pflaster des Roten Platzes fest und schnitt sich auf der Mauer einer Moskauer Psychiatrie …

Künstlerinsert

Feuer legen

Der Sankt Petersburger Radikalkünstler Pjotr Pawlenski fordert mit lebensgefährlichen Aktionen den russischen Staat heraus

von Ute Müller-Tischler

Thema

Foto: Grimur Bjarnason

Mit Ost und West auf Nord

Zwischen knorrigem Knausgård und totaler Erschöpfung – wie Yana Ross Tschechow mit dreifach frischem Blick skandinavisiert

von Thomas Irmer

Dieser Trigorin ist jung, smart und aalglatt. Im Programmheft wird er BT genannt, nach den Anfangsbuchstaben seines Schauspielers Björn Thors, den in Island praktisch jeder auch aus Film und Fernsehen …

Foto: Grimur Bjarnason

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Von Haus aus Bluffer

Münchens Theater hat die Dostojewski-Spielwut erfasst – An den Kammerspielen inszeniert Christopher Rüping den „Spieler“, am Volkstheater ist Christian Stückls Version von „Schuld und Sühne“ zu sehen

von Christoph Leibold

Protagonisten

Neuer Realismus

Foto: Paolo Pellegrin

Wir Ichlinge

Wie das Theater als vorpolitischer Raum der Vereinzelung im Neoliberalismus entgegenwirken kann. Thomas Ostermeier im Gespräch mit Wolfgang Engler

von Thomas Ostermeier und Wolfgang Engler

Wolfgang Engler: Vor genau 500 Jahren erschien eine der berühmtesten Schriften der Neuzeit, Thomas Morus’ „Utopia“. Davon ist eines geblieben: der Nicht-Ort, der leere Platz für die Hoffnung auf eine …

Foto: Paolo Pellegrin

Kolumne

Im geopolitischen Ungeheuer

Es war zu erahnen: Das vergangene Jahr geht einfach weiter, niemand scheint in der Lage, es zu stoppen. Und nein, wir sitzen dabei in keinem Flüchtlingskunstwerk. Irgendwer muss das behauptet …

Ausland

Look Out

Stück

Bestätigung (Confirmation)

Anmerkungen Die Stühle stehen im Quadrat um die 5 x 5m große Spielfläche. Darauf ein weiterer Stuhl. Ein Mikrofonständer in einer Ecke. Ein weiterer Stuhl desselben Modells hinter den Stuhlreihen. …

von Chris Thorpe

Auftritt

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Mainz: Top secret

Staatstheater Mainz: „Ramstein Airbase: Game of Drones“ (UA) von Jan-Christoph Gockel. Regie Jan-Christoph Gockel, Ausstattung Julia Kurzweg

von Martin Krumbholz

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Magazin

Bomben oder Parfüm

Ein Team an der Universität Wien erforscht die Rolle des Theaters während der Jugoslawienkriege in den 90er Jahren – und zeigt, wie unverwüstlich sich Kunst gegen Hass und Hetze, Krieg und Tod stellt.

von Dorte Lena Eilers

Der Urteller

Tragelehn: Der Resozismus im Abendlicht. quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2015, 104 S., 14,90 EUR.; Dieckmann: Blaumalerei. Eine Kriminalgeschichte. quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2015, 88 S., 14,90 EUR

von Sebastian Kirsch

Volltrunkene Engel

Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015, 352 S., 21,99 EUR.

von Gunnar Decker

Aktuell

Gespräch

Foto Candy Welz

Was macht das Theater, Volkan T error?

von Volkan T. und Tom Mustroph

„Mein Kampf“, „Volkida“ und die gefickte Integration: Der Rapper, Theatermusiker und Mitinitiator der Akademie der Autodidakten am Berliner Ballhaus Naunynstraße Volkan T error (auf dem Foto in Rimini Protokolls „Mein …

Foto: Candy Welz