Ludomir Franczak, Sie scheinen die Dinge für Ihr dokumentarisches Objekttheater auf magische Weise zu entdecken. In Ihrer Inszenierung „Odzyskane“ über „wiedergewonnene“ polnische Gebiete war es ein Paar alter Schuhe, das verborgen unter der Treppe eines alten Hauses auf Sie zu warten schien. In „Leben und Tod der Janina We¸grzynowska“ ist es ein alter, abgewohnter Sessel, dessen Geschichte Sie in neue, theatrale Zusammenhänge gesetzt haben.
Ich würde sagen, dass ich die Objekte zufällig entdecke, indem ich mich auf meine Intuition verlasse. Wenn ich etwas Außerordentliches finde oder einfach eine Geschichte, die mich interessiert, versuche ich, dieser Spur zu folgen. Oft müssen sich die Funde erst „setzen“, ehe ich sie für den passenden Kontext wiederentdecke. Somit erschaffe ich ein Projektarchiv, das zugleich Ausgangspunkt für weitere Arbeiten ist. Und so war es auch bei den Schuhen: Die Kellertreppe unseres Hauses war eingefallen, und ich bemerkte, dass neben zwei leeren Spirituosenflaschen unter dem Treppenabsatz ein Paar Schuhe versteckt war. Ich habe mich über diesen Fund sehr gefreut, zu dem ich wie zu einem lange versteckten Schatz plötzlich Zugang bekommen hatte.
Fast zur gleichen Zeit stieß ich im Słupsker Archiv auf handschriftliche Lebensläufe deutscher Bürger*innen, die nach 1945 Loyalitätspapiere unterzeichnen mussten, um den neuen polnischen...