Speculative Thinking: Zukunftsvorstellungen
Was Theaterschaffende von der Zukunftsforschung lernen können
von David Weigend
Erschienen in: Learning for the Future – Zukunftskonferenz für die Darstellenden Künste (04/2024)
Schauen wir heute in die Zukunft, so sind wir mit einer Reihe von Krisen konfrontiert. Besonders bedrohlich sind die ökologischen Krisen wie die globale Erwärmung, das Artensterben oder die schwindenden Ökosysteme. Neben den verheerenden Folgen für den Planeten verstärken die Krisen soziale Missstände wie Armut, globale Ungerechtigkeit, den Kampf um knappe Ressourcen oder Flucht und Migration. Doch wie konnte es so weit kommen? Schließlich waren die letzten 100 Jahre von einem rasanten Fortschritt geprägt. Das Leben der Menschen wurde viel besser. 1920 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 55 Jahren. Heute werden wir im Schnitt 80 Jahre alt.1 1920 hatten in deutschen Großstädten die Menschen neun Quadratmeter zum Leben.2 Heute sind es über 40 Quadratmeter, inklusive aller Annehmlichkeiten wie fließendes Wasser, Heizung oder Waschmaschine.3 Wir können heute die ganze Welt bereisen, wir schicken Raketen ins All und haben das menschliche Genom entschlüsselt. Natürlich ist der Fortschritt und Wohlstand nicht gleich verteilt. Weltweit leben knapp neun Prozent der Menschen in extremer Armut. Doch auch diese Zahlen sind rückläufig.
Bei all den positiven Entwicklungen fällt es schwer zu glauben, dass wir als Menschheit kollektiv auf eine Apokalypse zusteuern. Doch unser Wohlstand ist teuer erkauft. Er fußt zu großen Teilen auf...